Unternehmenswert: Faktoren und Herausforderungen bei der Ermittlung

Beim Verkauf eines Unternehmens gibt es oft erhebliche Unterschiede zwischen dem ermittelten Preis und dem tatsächlichen Unternehmenswert. Während der Preis eine objektive Größe ist, die bei einem Verkauf erzielt wird, spiegelt der Wert eines Unternehmens eher die subjektive Wahrnehmung von Käufer und Verkäufer wider. Diese Einschätzung hängt von vielen Faktoren ab, wie zum Beispiel der wirtschaftlichen Lage, den individuellen Erwartungen und den Marktbedingungen. Welche Faktoren den Unternehmenswert beeinflussen, welche Methoden zur Bewertung eingesetzt werden und warum eine professionelle Unternehmensbewertung für eine erfolgreiche Verkaufsverhandlung entscheidend ist, erfahren Sie in diesem Artikel.

Der Unterschied zwischen Unternehmenspreis und Unternehmenswert

Es gibt beim Unternehmensverkauf Unterschiede zwischen dem Preis eines Unternehmens und dessen tatsächlichem Wert. Der Preis stellt den Gesamtbetrag dar, der bei einem Unternehmensverkauf erzielt wird. Der Wert eines Unternehmens ist jedoch ein fiktiver und subjektiver Betrag, da er durch Verständigung zwischen dem Käufer und dem Verkäufer zustande kommt.

Faktoren, die den Unternehmenswert beeinflussen können

Der Käufer lässt sich ebenso von seiner subjektiven Vorstellung über den Preis leiten. Sein Ziel ist es, einen geringeren Preis, als den von ihm ermittelten Wert, zu zahlen. In der Regel verhält es sich so, dass seine Kaufbereitschaft sehr gering ist, wenn er das Unternehmen nicht unterhalb seines ermittelten Wertes erwerben kann. Es ist natürlich ebenfalls möglich, dass sich seine Preisvorstellung im Laufe des Verkaufsprozesses ändert. Da diese ermittelten Werte alle subjektiver Art sind, kommt es öfter vor, dass ein weiterer Käufer den Markt und die strategische Bedeutung des Unternehmens komplett anders einschätzt und daher bereit ist, einen anderen Betrag für das Unternehmen zu entrichten. Auch die Wertvorstellung eines Verkäufers ist dynamisch. Bekommt dieser mehrere Absagen nacheinander, so könnte seine Wertvorstellung sinken und er könnte bereit sein, sein Unternehmen auch zu einem niedrigeren Preis zu veräußern. Gegebenenfalls können auch externe Einflüsse die Wertvorstellung ändern.

Markt- und Wirtschaftslage: Auswirkungen auf den Unternehmenswert

Da jedes Unternehmen einen Teil des Gesamtmarktes darstellt, kann die allgemeine wirtschaftliche Lage den Wert eines Unternehmens sowohl mindern als auch steigern. Obgleich ein Unternehmen erfolgreich oder erfolglos agiert, hängt die Unternehmensbewertung auch immer von der Wirtschaftslage ab. Folglich wird das Unternehmen bei einer guten Wirtschaftslage höher bewertet als bei einer schlechten. Die Zinsen für Kredite wiederum sind bei einer guten wirtschaftlichen Lage niedrig und es eröffnet sich für den Unternehmer die Möglichkeit, bei einem Verkauf einen höheren Preis zu erzielen, als in Zeiten, in denen die Zinsen hoch angesetzt sind. Höhere Kreditzinsen bei der Finanzierung haben höhere Ertragserwartungen zur Folge und verteuern dadurch den Kauf eines Unternehmens. Diese Verteuerung bewirkt eine Wertminderung des Unternehmens. Auch bei einer durchwachsenen Wirtschaftslage spielt das Zinsniveau für klein- und mittelständische Unternehmen (KMU) in der Bundesrepublik Deutschland kaum eine Rolle. Diese Unternehmen sind grundsätzlich weniger Wert als große Unternehmen (im Verhältnis zum Ertrag), auch wenn das Zinsniveau niedrig ist.

Methoden zur Berechnung des Unternehmenswertes

Zur Berechnung des Unternehmenswerts gibt es verschiedene Methoden, wie das Ertragswertverfahren und das Substanzwertverfahren. Beim Ertragswertverfahren wird der zukünftige zu erwartende Gewinn als Basis genommen und durch den Kapitalisierungszinsfuß dividiert, der das Risiko und die Renditeerwartung widerspiegelt. Beispielsweise kann bei einem jährlichen Ertrag von 500.000 € und einem Zinsfuß von 10 % ein Unternehmenswert von 5 Millionen € errechnet werden. Alternativ kann das Discounted Cash Flow (DCF)-Verfahren verwendet werden, bei dem zukünftige Cash Flows abgezinst werden. Die Wahl der Methode hängt von der Unternehmensstruktur ab, wobei eine professionelle Bewertung durch Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer empfohlen wird, um eine möglichst präzise Einschätzung zu erhalten.

Professionelle Unternehmensbewertung: Warum sie wichtig ist

Eine professionelle Firmenbewertung und Beratung kann durch einen Wirtschaftsprüfer, einen Steuerberater, Verbände wie IHK und die Handwerkskammern, einen Unternehmensvermittler oder einen Gutachter für Unternehmenswerte erfolgen. Aus den einzelnen zusammengetragenen Informationen und dem Wissen aus der Wirtschaft wird der Unternehmenswert ermittelt. Durch eine professionelle Bewertung verschafft sich der Unternehmer einen objektiven Blick auf sein eigenes Unternehmen und bekommt eine Vorstellung davon, wie hoch in etwa sein Verkaufspreis ausfallen könnte. Durch diese Vorgehensweise wird eine Schwächung der Verhandlungsposition des Verkäufers ausgeschlossen. Das Angebot und die Nachfrage müssen bei einer Bewertung allerdings stets mit einfließen.

Herausforderungen bei der Ermittlung des Unternehmenswerts

Angenommen, der von der Bewertung aufgrund der vorgelegten Zahlen ermittelte Preis eines Dienstleistungsunternehmens liegt bei drei Millionen Euro. Dieser Wert war zwar für den Eigentümer erfreulich, jedoch orientierte er sich nicht an den Marktvorstellungen. So verfügte dieses Dienstleistungsunternehmen über keinerlei besondere Technologien. Zudem war es unsicher, ob dessen Kundenbestand auch nach dem Verkauf des Unternehmens aufrechterhalten bleiben würde und ob das Personal, das den wichtigsten Vermögenswert darstellte, auch weiterhin dem Unternehmen treu bleiben würde. Aus diesem Grund kam kein Verkauf des Unternehmens zustande, denn der Eigentümer stufte jedes eingetroffene marktgerechte Angebot als zu niedrig ein. Bedenken Sie immer: Eine Bewertung ist nur das Ergebnis einer mathematischen Formel. Was nutzt Ihnen ein „theoretisch“ hoher Firmenwert, wenn der Preis aufgrund vieler individueller Marktfaktoren so nicht erzielbar ist?

Fazit: Der Unternehmenswert als dynamischer Prozess

Der Unternehmenswert ist eine komplexe und dynamische Größe, die weit über den bloßen Verkaufspreis hinausgeht. Während der Preis durch Angebot und Nachfrage bestimmt wird, spiegelt der Wert eines Unternehmens die subjektiven Einschätzungen und Erwartungen von Käufern und Verkäufern wider. Unterschiedliche Bewertungsmethoden und individuelle Marktbedingungen führen oft zu variierenden Ergebnissen. Eine professionelle Bewertung und gründliche Vorbereitung sind entscheidend, um eine realistische Vorstellung des Unternehmenswerts zu erhalten und eine erfolgreiche Verkaufsverhandlung zu führen. Letztlich ist es die Aufgabe des Verkäufers, einen Käufer zu finden, dessen Wertvorstellung die eigene übertrifft, um so einen fairen und gewinnbringenden Abschluss zu erzielen.

Quellen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmenswert

https://sevdesk.de/blog/unternehmensbewertung

https://www.haufe.de/finance/haufe-finance-office-premium/unternehmensbewertung-so-ermitteln-sie-den-wert-eines-u-3-die-ermittlung-des-unternehmenswertes_idesk_PI20354_HI7638248.html

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